Wie sehen Sie die Entwicklung der vergangenen Jahre?
Ich glaube, das Bewusstsein für die Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen in traditionellen Familienrollen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Politik hinkt allerdings stark hinterher: In der Steiermark hat der Ausbau von Kinderkrippen und Kindergärten keine Priorität.
In Niederösterreich wurden in den letzten fünf Jahren fast doppelt so viele Kindergartengruppen geschaffen wie in der Steiermark. Trotzdem holt die Steiermark nicht einmal zeitgerecht die vom Bund bereitgestellten Mittel zum Ausbau ab.
Anstatt Familien zu echter Wahlfreiheit zu verhelfen und Betreuungsplätze auszubauen, setzen steirische Gemeinden teils immer noch auf Herdprämien. Dabei wird Frauen ein monatlicher Geldbetrag bezahlt, wenn diese ihre Kinder zu Hause betreuen. Damit werden weitere Anreize gesetzt, um Frauen länger vom Berufsleben fernzuhalten.
Wieso ist die Situation bei den Kinderkrippen und Kindergärten so prekär?
Die prekäre Situation in den Kinderkrippen und Kindergärten liegt daran, dass die Landesregierung den dringend notwendigen Ausbau verschlafen hat. Während andere Bundesländer das Problem erkannt haben und in den Kinderbildungs- und Betreuungsbereich investiert haben, herrschte in der Steiermark Stillstand. Deshalb ist die Steiermark auch doppeltes Bildungsschlusslicht, mit den niedrigsten Betreuungsquoten bei den 0 bis 2-jährigen und auch bei den 3 bis 5-jährigen Kinder. Und das bedeutet: weniger Chancen für unsere Kinder und weniger Möglichkeiten Familie und Beruf zu vereinbaren.
Dazu kommt noch die mangelhafte Wertschätzung der Elementarpädagog:innen und Betreuer:innen in unserem Land. In der Steiermark haben die Pädagog:innen um fast 1000 Euro weniger verdient als in unseren Nachbarbundesländern. Und auch die Gruppen waren bis zuletzt viel zu groß. Die Elementarpädagog:innen und Betreuer:innen hatten schlicht keine Möglichkeit mehr, sich um jedes einzelne Kind anzunehmen. Dank uns NEOS ändert sich das jetzt, aber es gibt noch viel zu tun!
Kann es sich die Steiermark überhaupt leisten, Kinderkrippen und Kindergärten auszubauen?
Die Frage sollte nicht sein, ob wir uns den Ausbau von Kinderkrippen und Kindergärten leisten können, sondern ob wir es uns noch länger leisten können, die Bildung unserer Kinder in der Steiermark zu vernachlässigen.
Eine Studie von Eco Austria, die im Auftrag von uns NEOS gemacht wurde, belegt, dass jeder Euro, der in die Kinderbildung und –betreuung investiert wird, mindestens dreifach zurückkommt – erstens finanziell, da der Ausbau sich durch massive Mehreinnahmen selbst trägt. Zweitens ermöglichen wir damit den Eltern endlich Familie und Beruf in der Steiermark besser zu vereinbaren. Drittens erhöhen wir damit die Bildungschancen von viel mehr jungen Menschen. Der Ausbau der Krippen und Kindergärten in der Steiermark wäre also ein sehr gutes Geschäft für das Land!