Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat eine Zeitenwende eingeläutet, deren Auswirkungen noch immer nicht vollständig absehbar sind. Und dennoch ist dieser Angriffskrieg auf europäischem Boden nur ein Teil im Mosaik globaler Sicherheitsarchitektur. Die Zahl bewaffneter Konflikte rund um die Welt steigt an – das Gewicht der EU auf dem internationalen Parkett nimmt kontinuierlich ab. Der drohende Konflikt zwischen China und Taiwan mit seiner Schutzmacht USA ist schon jetzt allgegenwärtig und hätte wohl zur Folge, dass die USA ihre Ressourcen aus Europa großteils abziehen würde, um sich dem Erzrivalen China zu stellen. Europa wäre dann wohl auf sich gestellt, was die Unterstützung der Ukraine betrifft.
Alleine aus diesem Szenario ergeben sich unzählige drängende Fragen, deren Beantwortung zumindest komplex ist. Gewiss ist aber: Die europäische Sicherheitsarchitektur verändert sich. Das westliche Militärbündnis NATO hat mit Finnland und Schweden zuletzt Zuwachs erhalten und damit die direkte Grenze zwischen NATO-Staaten und Russland deutlich ausgeweitet und nicht, wie von Putin ursprünglich beabsichtigt, verkleinert. Die Sicherheitsstrategien der EU-Staaten müssen überarbeitet werden und ein klares Bekenntnis zur europäischen Staatengemeinschaft ist wichtiger denn je, um den Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft selbstbewusst begegnen zu können.